Willi

O-negai shimasu Freunde,

ich bin der Willi aus Erlangen, trainiere Kempo seit Februar 2005 und bin Schüler von Michael Denk.

Seit 14 Jahren trainiere ich Takemusu-Aikido, auch als Iwama Ryu bekannt, halte einmal pro Woche selber Training als Aikido-Ãœbungsleiter.

Wie bin ich zum Kempo gekommen und warum?

Eigentlich, wie zum Aikido, durch Zufall.

Wenn man so eine lange Zeit in einer Kampfkunst wie z. B. Aikido verweilt und auch nur das übt, läuft man Gefahr, sich einseitig zu entwickeln, sich zu fixieren. Deshalb habe ich oft den Wunsch gespürt, auch in andere Kampfkünste hineinzuschnuppern, auch 'mal über den Tellerrand zu schauen, neue Perspektiven und Impulse zu bekommen, neue Ideen aus der Budo-Welt. Impressionen, die mir weiter helfen und wovon auch mein eigenes Aikidotraining sicherlich profitieren kann.

Und wie der Zufall es so will, bin ich eben, durch einer kleinen Annonce in der "Erlanger Nachrichten", beim Michael gestrandet, um eben Kempo zu lernen.

Trotz der kurzen Zeit, in der ich beim Michael trainiere - leider nur einmal pro Woche - habe ich immer wieder interessante Aspekte vorgefunden, viele Elemente aus Kempo, die mir durchaus, aus meiner Aikidopraxis, bekannt sind. Prinzipien, die wir im Takemusu Aiki auch befolgen und nach denen wir uns ausrichten.

Im Takemusu-Aikido werden Angriffe mit runden, sehr kurzen Bewegungen abgewehrt, ohne "herumzutänzeln", wie man es von den neueren und moderneren Aikidostilrichtungen gewohnt ist; das Gleiche wird auch in Michaels Training geübt.

Also spielt im Kempo, sowie auch im Takemusu-Aiki, die Zentriertheit des Körpers eine große Rolle, die Körpermittelachse, um die sich der Körper, Hände, Hüften, einfach alles, bewegt oder reagiert, ohne große Mühe und Kraftverschwendung.

Bekämpfe das "Harte" mit dem "Weichen".

In der Anfangsphase achtet Michael immer auf die korrekte Ausführung der Bewegungen im Kihon, eine Lehre, die im Takemusu auch unwahrscheinlich wichtig ist. Im Takemusu ist z.B. die Shodan-Prüfung eine reine Kihon-Prüfung, trotz eines Parts, Jiyu waza (Randori), wo man eine Minute lang gegen zwei Angreifer (freie Angriffe) bestehen muss. Erst die Sandan-Prüfung ist eine (ausschließlich) Ki no nagare - Prüfung, erst jetzt kommt viel Bewegung ins Spiel.

Sehr wichtig ist für mich der korrekte Umgang mit Händen, Füßen, Knien, Ellenbogen - ein Teil des Trainings den ich bei Michael sehr genieße - vielen Dank für die aufgebrachte Mühe und Geduld um mich zurecht zu biegen.

Fußtritte und deren Abwehr werden im Aikido generell nicht geübt und sind auch kein Bestandteil irgendeiner Prüfung.

Im Takemusu-Aikido üben wir eine Vielzahl von Würfen, Hebeln, Armstrecker, Kokyunage-Techniken u.s.w. Viele Parallelen und Ähnlichkeiten dazu konnte ich - bis jetzt - natürlich im Kempo auch finden. Diese, speziell Hüft- oder Schulterwürfe, werden zwar ein bißchen anders ausgeführt, die Effektivität und Wirksamkeit bleibt aber erhalten. Weil mein Körper auf die jahrelang gelernten Aikido-Würfe konditioniert ist, ist das "Umsteigen" auf Kempo-Techniken für mich nicht immer ganz leicht und selbstverständlich. Die Urprinzipien bleiben aber immer gleich.

Sehr positiv habe ich die kräftigen und realistischen Angriffe - tsukis, uchis, yokomenuchis, Fußtritte, etc. - empfunden, wo man in der Abwehr nicht nachlässig werden darf, wo aber auch die Geschmeidigkeit des Körpers eine große Rolle spielt und man das auch trainiert, wo man oft tai-sabaki´s einsetzen muss, um einem Angriff zu entkommen.

Eine für mich sehr interessante - und schweißtreibende - Erfahrung ist im Kempo das Randori-Training. Man hat vor sich zwar nur einen Übungspartner, aber die Art und Intensität der Angriffe ist wesentlich anders als im Aikido, auch im Takemusu-Aikido. Die Art und Weise wie man angreift - jetzt im Sinne des Trainings gemeint - bewirkt die Qualität der Abwehr - ein Punkt, den sich bestimmt Dutzende von Aikidoka (ich meine "aufgeschlossene" Aikidoka) gestellt haben.

Wo man sich im Aikido meistens auf einen uchi, tsuki, Klammer,- oder Würgegriff konzentriert, kommen im Kempo auf einmal ganz andere Arten von Schläge, Tritte, etc., auf einen zu, mit denen man auch zurecht kommen muss - mit genauer Einhaltung der gelernten Prinzipien.

Im Gegensatz zum allgemeinen Aikido Training wird bei Michael die körperliche Fitness und Kondition stark trainiert, beim Üben der Katas die richtige Atmung und die Kiai´s geschult, die tiefen Stellungen, die immer von gehassten Vibrationen in der Oberschenkelmuskulatur begleitet sind.

Die Bauchmuskulatur wird auch oft ins Visier genommen - zu oft - so dass nach 2 Std. Training immer der Gedanke hoch kommt: Jetzt reicht´s. Insbesondere beim Bauchtraining kann man in den Gesichter der Kempoka aus unserem Dojo sehr interessante Grimassen beobachten und wie schnell sich alles wieder normalisiert nach Ablauf der Trainingszeit, wenn der Spuk vorbei ist.

Doch am Morgen danach, beim Aufwachen, bin ich immer fit und gut gelaunt.

Sayonara und Domo arigato gosaimasu

Willi